11. April 2020: 75. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald. Der Schwur von Buchenwald gilt weiterhin!
Auch 75 Jahre nach der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald gilt: „Unsere Sache ist gerecht- Der Sieg muss unser sein!“
Der Schwur von Buchenwald gilt weiterhin!
Als die „lebend gebliebenen“ Buchwaldhäftlinge am 19.04.1945 auf dem Apellplatz antraten, um gemeinsam den Ermordeten zu gedenken, hoben sie am Ende die Hand zum Schwur.
Sie schworen Rache für die Gefallenen. Sie schworen aber auch, ihr Leben nach der Maxime weiterzuführen: „Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel“.
Sie schworen Rache für die über 50.000 in Buchenwald ermordeten Frauen und Männer, Mädchen und Jungen, Kommunisten, Juden, Sinti und Roma, Homosexuellen, sogenannten Asozialen, Sozialdemokraten, Christen, kriegsgefangenen Soldaten und Pazifisten.
Sie schworen Rache für die über 50.000 Mütter, Väter, Töchter, Söhne, Brüder und Schwestern.
Sie schworen Rache für die über 50.000 Menschen, die zu Schädlingen in einer angeblich harmonisch-arischen Volksgemeinschaft verklärt wurden; in der jeder „Volksgenosse“ – unabhängig seiner Klassenzugehörigkeit – seinen Teil für Führer, Volk und Vaterland verrichten sollte.
Wer vom Kapitalismus nicht reden will, der muss vom Faschismus schweigen!
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Wir übernehmen im Folgenden einen Artikel von Ulrich Schneider (Bundessprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), und Geschäftsführer der Lagergemeinschaft Buchenwald – Dora/ Freundeskreis e.V.)
Vor 75 Jahren: Ein symbolisches Ereignis – die Selbstbefreiung des KZ Buchenwald
Die FIR ( Internationale Föderation der Widerstandskämpfer) erinnert in diesen Tagen an die Selbstbefreiung des KZ Buchenwalds durch den Häftlingswiderstand am 11. April 1945. Dieses Ereignis ist symbolisch für den Erfolg des gemeinsamen antifaschistischen Handelns.
Bereits im Jahre 1943 beauftragte das illegale Internationale Lagerkomitee (ILK) der Häftlinge im KZ Buchenwald, in dem belgische, deutsche, französische, italienische, polnische, sowjetische und tschechische Antifaschisten zusammenarbeiteten, politisch zuverlässige Häftlinge zum Selbstschutz eine Militärorganisation aufzubauen.
Unter Leitung des deutschen Kommunisten Otto Roth wurden insbesondere deutsche, französische und sowjetische Häftlinge hierfür ausgebildet.
Über Monate hinweg wurden Waffen und Munition aus den Beständen der SS organisiert und an sicheren Plätzen deponiert. Aus der Karabiner-Produktion in den Gustloff-Werken wurden Waffenteile ins Lager geschmuggelt und dort zusammengesetzt.
Die sowjetischen Häftlinge erstellten Brandflaschen sowie Hieb- und Stichwaffen aus ganz einfachen Materialien. Anfang 1945 gelang es sogar, bei der Räumung eines Evakuierungstransportes ein Maschinengewehr in das Lager zu schmuggeln. Aufgabe der Militärorganisation war der Schutz der Häftlinge vor einer Vernichtung des Lagers beim Vormarsch der Alliierten.
Der militärische Vormarsch der Roten Armee im Osten und der amerikanischen Truppen durch Hessen in Richtung Westthüringen Anfang April 1945 ließ die militärischen Planungen konkret werden. Am 2. April lehnte das ILK einen bewaffneten Aufstand noch ab, forderte aber, die Evakuierung durch Todesmärsche zu verzögern.
Als am 6. April 1945 46 Häftlinge, die die SS zur illegalen Lagerleitung zählte, ans Tor gerufen wurden, zeigte sich der Widerstand: Das Lager versteckte die Gesuchten vor dem Zugriff der SS.
Als in der Nähe des Lagers Einheiten amerikanischer Panzerkräfte eintrafen, erteilte das ILK am 11. April 1945 um 14.30 Uhr den Befehl zum Aufstand. Die bewaffneten Kampfgruppen der Häftlinge erstürmten das Haupttor, schalteten den Strom im Stacheldrahtzaun ab, besetzten die Bewachungstürme und eroberten Waffen.
Um 15.15 Uhr verkündete der Lagerälteste Hans Eiden: „Kameraden, wir sind frei!“
Mit dieser Aktion retteten sie über 20.000 Häftlinge vor der geplanten Vernichtung in den letzten Stunden des Lagers, darunter über 900 Kinder und Jugendliche, die schon zuvor unter dem besonderen Schutz des Lagerwiderstandes standen.
Die bewaffneten Häftlinge nahmen etwa 220 SS-Angehörige und andere Nazis gefangen. Am 13. April 1945 übernahm ein Befehlshaber der III. US-Armee das befreite Lager.
Im Ergebnis dieser Selbstbefreiung traten die Häftlinge am 19. April 1945 selbstbewusst zu ihrem Freiheitappell an und formulierten in ihren jeweiligen Sprachen den „Schwur von Buchenwald“.
Darin schworen sie:
„Wir stellen den Kampf erst ein, wenn auch der letzte Schuldige vor den Richtern der Völker steht! Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel. Das sind wir unseren gemordeten Kameraden, ihren Angehörigen schuldig.“
Dieser Schwur ist das politische Vermächtnis von Antifaschisten in aller Welt bis heute.
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Ein 10 Jahre altes, aber immer noch aktuelles Video zu: KZ-Buchenwald – 65 Jahre Selbstbefreiung
Ein Video vom 11.04.2010: Ulrich Schneider, (Bundessprecher der VVN-BdA und Generalsekretär der Internationalen Föderation der Widerstandskämpfer (FIR), und Geschäftsführer der Lagergemeinschaft Buchenwald – Dora/ Freundeskreis e.V.) führte damals am 65. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald durch das Konzentrationslager und erzählte fundiert über die grausame Behandlung der Häftlinge.
Und ein etwas längerer Artikel der „Gruppe Kommunistische Arbeiterzeitung (KAZ)“ => Selbstbefreiung des KZ Buchenwald – Selbstbefreiung für eine Welt des Friedens und der Freiheit
Mit der Gruppe „KAZ“ arbeiten wir hier im Süden schon länger und regelmässig zusammen. Einige gute und erfahrene FunktionärInnen der DKP in Gesamt-Bayern stammen sogar ursprünglich aus der KAZ.
https://www.kaz-online.de/artikel/buchenwald-selbstbefreiung-fuer-eine-welt-des
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