Ein Artikel aus der „Haló noviny“ von unserem KPBM-Genossen Jaromir Kohliček: Zur „Kommunistischen Partei Böhmens und Mährens, KSČM (Komunistická strana Čech a Moravy)“ haben wir hier in Franken ja ein besonders enges Verhältnis. Genossinnen der „KPBM“ nehmen jedes Jahr auch am Ostermarsch vor der amerikanischen Militärbasis in Katerbach bei Ansbach teil. Hier nun die Übersetzung des tschechischen Zeitungsartikels:
Aus der der Tschechischen KP nahestehenden Zeitung „Haló noviny“ vom 20.07.2016
Pressefest „Unsere Zeit“ in Dortmund
Unten rechts Jaromir Kohliček mit unserem Nürnberger Genossen Gustl Ballin
Das 19. Pressefest der kommunistischen Presse, der Zeitung „Unsere Zeit“, fand vom 1.-3.Juli in Dortmund statt. Der Revierpark Wischlingen ist ein großes grünes Gelände am südwestlichen Rand der Großstadt. Die ganze Fläche breitet sich zu beiden Seiten der Hauptstraße an großen Parkplätzen an den Ufern eines Teiches bis zu einem Campingplatz aus. (…) Die Vorbereitungen begannen schon ab 1.7. mit dem Aufbau von Zelten und von Bühnentechnik, der Installation von Wasserleitungen und E-Technik. Aussteller und Teilnehmer nehmen für das Pressfest ihren Urlaub, die Helfer sind ehrenamtlich tätig.
„Die DKP hat annähernd 3000 Mitglieder. Ungeachtet dessen ist sie jedes zweite Jahr in der Lage, auf einer Fläche von über einen Kilometer Länge einige Dutzend größere und kleinere Stände zu besetzen. Jedes Bundesland ist hier mit eigenem Programm vertreten. Außerdem waren einige Stände von Organisationen türkischer Kommunisten, aus Vietnam, Irland, ein großes Zelt von CASA Cuba und ein noch größeres der marxistischen Plattform der Partei Die Linke vertreten. Mit kleinen Ständen war in diesem Jahr auch die iranische TUDEH-Partei, die zyprische AKEL und die tschechische KPBM anwesend. Im zentralen Teil der Ausstellungsfläche befand sich ebenfalls das sog. Dorf des Widerstandes, wo die Vertreter der Regionen zu Wort kamen, die mit manchem Vorgehen des ZK der DKP nicht einverstanden sind. Von dem Pressefest versuchte sich auch die maoistische MLDP parasitär zu profilieren, die sich schwarz für einen halben Tag am Samstag vor dem Haupteingang mit einem Stand platziert hatte.
Ein reichhaltiges Programm
Selbstverständlich waren die Chefredakteurin der UZ, Nina Hager und der DKP-Vorsitzende Patrick Köbele vor Ort. Die ausländischen Teilnehmer hieß der stellvertretende Vorsitzende der Partei für internationale Beziehungen Günther Pohl willkommen und koordinierte deren Betreuung. 29 offiziell gemeldete politische Parteien wurden durch die KPÖ und 3 diplomatische Vertretungen befreundeter Staaten ergänzt. Mit dem Botschaftsrat der Botschaft von Laos wohnten wir im gleichen Hotel und fuhren mehrmals gemeinsam zum Festgelände. Die ausländischen Gäste bekamen das Parteiprogramm der DKP und außer der Akkreditierungskarte eine Tasche voller wirklich interessanter Propagandamaterialien. Sie hatten die Möglichkeit, voll an allen Programmaktivitäten teilzunehmen. Auf den Hauptbühnen wechselten Folkloregruppen und Protestkundgebungen gegen die Verhaftung von Kurden und Türken sowie zur Unterstützung Kubas. In den Großzelten wurde neben Imbiss aller Art auch ein vergleichsweise reiches literarisches Programm geboten. An einigen Ständen wurden Bücher verkauft, wobei grob die Hälfte des breiten Angebots politische Literatur war. Diskussionsrunden wechselten mit Protestsongs, dem Lesen von Prosa und dem Vortrag von Gedichten.
Lebendige Diskussionsrunden, kritische Seminare
Jede der anwesenden Organisationen präsentierte das, was ihre Mitglieder zwei Jahre lang vorbereitet hatten. Ich muss sagen, dass die Veranstaltungen sehr lebendig und kritisch waren, das Programm aus dem Schaffen Bertolt Brechts mit Songs aus der Mutter Courage hat mich direkt tief berührt. In der Zeltstadt tummelte sich eine Menge junger Leute. Ältere Teilnehmer hatten die Flächen mit Wohnwagen belegt. Der hauptsächliche Tag des ganzen Festes, Samstag der 2.Juli, war, was das Wetter angeht, nicht der gelungenste, es regnete den ganzen Tag, aber ungeachtet dessen strömte eine Menge Besucher herbei und Tausende besuchten das Ausstellungsgelände. Nebenbei bemerkt ab 16 Uhr lief in einem der Zelte eine Debatte zu zwei brennenden Fragen: „Wie geht es weiter nach dem Brexit?“ und „Soll man die EU zerschlagen oder demokratisieren?“ Zu einem Stand wurden wir durch die zentrale Bildungseinrichtung der DKP (Karl-Liebknecht-Schule) zum Seminarprogramm nach Leverkusen eingeladen. Schon die Seminarbezeichnungen weckten unser Interesse: >>Revolutionäre Strategie in nichtrevolutionärer Zeit<<, >>Politische Philosophie und Philosophie der Politik<< Die Seminare beginnen nach den Ferien und finden an Wochenenden statt.
Freundschaftliche Treffen
Auf der Bühne inmitten des Festgeländes ( im Kaffee K) fanden einige internationale Diskussionen statt – unter anderem zur Eröffnung des Festes – und diese Veranstaltungen wurden sämtlich ins Englische und Französische gedolmetscht.
Es war sehr berührend während des Festes mit alten Bekannten zusammen zu treffen, gleichviel ob an einzelnen Ständen oder während der Präsentation der Wahlerfolge der KPBM, wobei mir das ZK-Mitglied Radim Wiedner behilflich war.
Vor Ort half mir bei der Installation des Standes mein alter Bekannter Gustl Ballin. An ihn erinnern sich gewiss Teilnehmer der Proteste gegen den Bau des amerikanischen Radars oder Teilnehmer des alljährlichen Ostermarsches vor der amerikanischen Militärbasis in Katerbach bei Ansbach.
Gustl brachte auch – als gutes Beispiel langjähriger internationaler Zusammenarbeit, die SFEL-R –Präsentation (Ständiges Forum der europäischen Linken der Regionen) mit, die ich an unserem Stand vorgestellt habe.
Ein Pressefest veranstaltet die DKP jedes zweite Jahr, zwischenzeitlich findet jeweils ein Parteitag statt. Ich will hoffen, dass in zwei Jahren die Teilnahme der KPBM wesentlich reichhaltiger als dieses Jahr ausgestattet wird. Diese Form der Durchführung von Pressefesten ist sehr lebendig und inspirierend.“
Jaromir Kohliček
Abgeordneter des EP, Fraktion GUE/NGL
(Anm.des Üb.: der erste Abschnitt des Berichts ist gekürzt, der folgende Text in „“ ist Wortlaut des Artikels)